NOTARZT 2015; 31(05): 246-251
DOI: 10.1055/s-0035-1552642
Kasuistik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plötzlicher Herztod nach Amphetaminabusus

ST-Hebungsinfarkt nach Crystal Meth?Sudden Cardiac Death after Amphetamine AbuseST-Segment Elevation Myocardial Infarction after Abuse of Crystal Meth?
N. Grinzoff
1   Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
,
R. Stangl
2   Berufsfeuerwehr, Amt für Feuerschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz, Abteilung Rettungsdienst, Institut für Notfallmedizin, Köln
,
J. Pulz
3   Klinik I und Klinik III für Innere Medizin und Kardiologie, St. Vinzenz-Hospital, Köln
,
C. Paul
2   Berufsfeuerwehr, Amt für Feuerschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz, Abteilung Rettungsdienst, Institut für Notfallmedizin, Köln
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Publication Date:
28 October 2015 (online)

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Zusammenfassung

In jüngster Vergangenheit kommt es zu einem zunehmenden Missbrauch von stimulierenden Substanzen insbesondere aus der Substanzgruppe der Amphetamine. Die Anzahl der in diesem Kontext stehenden Notfälle hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Mit einer weiter wachsenden Zunahme ist zu rechnen. Im Folgenden berichten wir über einen 52-jährigen Patienten, der bei Kammerflimmern zunächst erfolgreich präklinisch reanimiert werden konnte. Bei nach ROSC elektrokardiografisch eindeutigem Bild eines akuten STEMI, erfolgte die unmittelbare Durchführung einer Notfallkoronarangiografie, die allerdings kein morphologisches Korrelat einer akuten myokardialen Ischämie ergibt. Der Patient verstirbt noch am Aufnahmetag an therapierefraktären malignen Herzrhythmusstörungen. Fremdanamnestisch wird über einen Amphetaminabusus am Vortag berichtet. Der Amphetaminabusus ist im Weiteren auch laboranalytisch objektivierbar. Wir postulieren einen hochwahrscheinlichen Zusammenhang zwischen dem stattgehabtem Amphetaminabusus und dem dargestellten atypischen Krankheitsverlauf. Die Pathophysiolgie der sympathikomimetischen Drogen ist komplex und nur in Teilen verstanden. Es folgt ein Überblick über den gegenwärtigen Stand der Therapieempfehlungen. Daten mit höhergradiger Evidenz sind gegenwärtig nur sehr eingeschränkt verfügbar.

Abstract

There is a significant increase in illegal drugabuse, therefore in drug related emergencies. We report about a 52-year-old male who suffered of out of hospital cardiac arrest (OHCA) due to methamphetamineabuse. Initially the patient was successfully resuscitated by EMS, followed by urgent cardiac catheter, based on a pathognomonic ECG – acute STEMI. Surprisingly there were no signs of acute myocardial ischemia in the angiographic imaging. The patient died within the following hours from incressant malignant arrhythmias, refractory to any intervention. There is only superficial knowledge about the sympathomimetic sideeffects of drugs. Therapeutic strategies are based on recommendations with only poor evidence. Until more data is available, the therapeutic options remain widely empiric.