Fragestellung:
Die Frage nach Prävention und Gesundheitsförderung an Hochschulen im Sinne eines studentischen
Gesundheitsmanagements (SGM) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bisher wenig beachtet
wurde dabei die Einbindung der Studierenden in ihren Studiengang. Studien aus dem
Bereich der Organisationspsychologie zeigen, dass sich eine hohe Identifikation mit
dem eigenen Unternehmen positiv auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmer auswirkt. Unklar
ist, inwiefern sich dieser positive Effekt auf den Kontext Hochschule übertragen lässt
oder inwiefern eine hohe Identifikation in einem so leistungsorientierten Kontext
wie dem Studium auch zum Risikofaktor für Selbstüberforderung werden könnte? Diese
Studie untersucht diese möglichen Einflüsse der Identifikation mit dem eigenen Studiengang
auf die Gesundheit von Medizinstudierenden.
Methoden:
Analysiert wurden hierzu Querschnittsdaten aus einer seit 2011 laufenden Längsschnittstudie
zur Studierendengesundheit an der Universität zu Lübeck (Lübeck University Students
Trial). Betrachtet wurden Angaben zur Identifikation mit dem Studiengang, zu studiumsbezogenen
Verhaltens- und Erlebensmustern sowie zur allgemeinen und seelischen Gesundheit.
Ergebnisse:
Die Identifikation hat insgesamt einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Medizinstudierenden.
Die genauere Betrachtung zeigt aber auch, dass in diesem positiven Gesamteffekt zwei
gegensätzliche indirekte Effekte der Identifikation liegen: ein positiver indirekter
Effekt vermittelt über ein gesundes Muster der Stressbewältigung und ein negativer
indirekter Effekt vermittelt über ein Muster der Selbstüberforderung.
Schlussfolgerung:
Damit zeigt diese Studie, dass sich eine hohe Identifikation auch im Kontext Universität
grundlegend positiv auf die Gesundheit auswirkt. Hieraus ergeben sich Ansatzpunkte
für die universitäre Gesundheitsförderung. Sie zeigt aber auch, dass eine hohe Identifikation
über ein erhöhtes Risiko zur Selbstüberforderung zu einem Risikofaktor werden kann.