Gesundheitswesen 2018; 80(S 01): S37-S43
DOI: 10.1055/s-0042-108643
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychosoziale Belastungen, Stressempfinden und Stressbewältigung von Studierenden der Sozialen Arbeit: Ergebnisse einer quantitativen Studie

Psychosocial Stress, Stress Perception and Stress Management of Students of Social Work: a Quantitative Study
C. Kriener
1   Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Abteilung Aachen, Aachen
,
A. Schwertfeger
1   Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Abteilung Aachen, Aachen
,
D. Deimel
1   Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Abteilung Aachen, Aachen
2   Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP), Köln
,
T. Köhler
2   Katholische Hochschule Nordrhein Westfalen, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP), Köln
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Publication History

Publication Date:
17 June 2016 (online)

Zusammenfassung

Im Rahmen der vorliegenden quantitativen Untersuchung wurden die Daten von 746 Studierenden der Sozialen Arbeit hinsichtlich ihres aktuellen Stresserlebens, erlebter psychosozialer Belastungsfaktoren sowie deren Nutzung spezifischer Bewältigungsverfahren erhoben. Zum Einsatz kam die Perceived Stress Scale (PSS) sowie das Trierer Inventar zum Chronischen Stress (TICS). Die Ergebnisse zeigen, dass ein Drittel der Studierenden unter viel bis extrem viel Stress leidet. Ein Viertel fühlt sich deutlich überfordert und sozial überlastet. Psychosozialen Belastungen durch prägende Ereignisse in der Biografie (z. B. Tod oder psychische Erkrankung von nahen Angehörigen) sind weit mehr als die Hälfte der Studierenden ausgesetzt. Trotz deutlicher Belastungen hat nur ein Viertel schon einmal professionelle Unterstützung in Anspruch genommen. Studierende, die vorwiegend funktionale Bewältigungsstrategien nutzen, weisen u. a. ein geringeres Stressempfinden und geringere Überforderung als Studierende auf, die vorwiegend dysfunktionale Bewältigungsstrategien nutzen. Dieses theoretisch häufig beschriebene und empirisch fundierte Wissen sollte gewinnbringend im Hochschulkontext genutzt werden: Die vermehrte Implementierung von Seminaren zur Stressbewältigung im Studium liegt nahe – das Erlernen funktionaler Bewältigungsstrategien kann zu einer deutlichen Reduktion von Stress und Belastungen unter Studierenden beitragen. Zudem sollten niedrigschwellige psychosoziale Unterstützungsangebote implementiert und ausgebaut werden.

Abstract

In this quantitative study, data on 746 students of social work were collected regarding their current sense of stress, experience of psychosocial drain as well as their use of specific coping strategies. The Perceived Stress Scale (PSS) and the Trier Inventory of Chronic Stress (TICS) were used. The results show that one out of 3 students suffer from a lot of to extreme stress. One-fourth of the students report feeling overworked and socially overburdened. More than half of the students are exposed to psychosocial drain as a consequence of past events in their biography (e. g. death or mental illness of a close relative). Despite these obvious burdens, only one-fourth made use of professional aid or counseling. Students who are primarily using functional coping strategies have a lower sensibility to stress and feel less overworked than students primarily using dysfunctional coping strategies. In the university setting, the theoretically and empirically sound knowledge based on this report can be used profitably: The increasing implementation of seminars on coping with stress at universities itself suggests that learning and utilizing functional coping strategies can contribute to a reduction of stress and strain among students.

 
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