Zusammenfassung 
         
         
            
            
               Einleitung:  National als auch international wird der direkte Zugang zur physiotherapeutischen
               Behandlung ohne vorherige Arztkonsultation diskutiert. Eine Delegation und Substitution
               von ärztlichen Tätigkeiten an Gesundheitsfachberufe könnte eine Verringerung von Wartezeiten
               und Kosten bewirken und somit von Nutzen für Patienten und Krankenkassen sein. Für
               die kritische Auseinandersetzung und Entscheidung über Änderungen des Versorgungszugangs
               und damit assoziierter Versorgungswege fehlen belastbare Untersuchungen. Das Ziel
               der vorliegenden Studie ist die Erfassung und Darstellung der Versorgungssituation
               in Bezug auf Leistungen aus dem Heilmittelkatalog der Physikalischen Therapie von
               2004 bis 2014 in Deutschland.
            
            
               Methode:  Um Informationen zur Versorgung von Leistungen aus dem Heilmittelkatalog der Physikalischen
               Therapie in Deutschland abzubilden, wurde das frei zugängliche Heilmittel-Informations-System
               des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-HIS) herangezogen.
               Zur Datengewinnung wurden sowohl die Berichte der einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen
               als auch der Bundesbericht genutzt und Informationen zu Leistungen der Physikalischen
               Therapie für den Zeitraum 2004 bis 2014 extrahiert.
            
            
               Ergebnisse:  Über den Analysezeitraum existiert ein konstanter Anstieg von Verordnungsblättern
               physiotherapeutischer Leistungen; 2004 wurden insgesamt 155 677 860 und 2014 254 695 514
               Verordnungsblättern ausgestellt. Dies entspricht einem Anstieg von 61%. In Sachsen
               wurde über alle betrachteten Jahre hinweg die höchste Anzahl an Verordnungen, in Nordrhein-Westfalen
               und Hessen konstant die geringste Anzahl pro 1 000 GKV-Versicherte ausgestellt. Der
               erzielte Umsatz variiert zwischen den einzelnen Bundesländern, wobei in Sachsen (2004:
               59,8; 2009: 54,6, 2014: 76,7) und Baden-Württemberg (2004: 60,0; 2009: 57,6; 2014:
               68,0) im Vergleich zu den übrigen Bundesländern über die betrachteten Jahre hinweg
               der höchste Umsatz über alle physiotherapeutischen Leistungen erzielt wurde.
            
            
               Diskussion:  Die Ergebnisse der Studie zeigen eine heterogene Versorgungssituation von Leistungen
               aus dem Heilmittelkatalog der Physikalischen Therapie in Deutschland. Ursachen können
               auf Basis der analysierten Daten nicht identifiziert werden und zeigen den hohen Bedarf
               an weiteren Untersuchungen auf. Die Entwicklung von Kriterien von Struktur-, Prozess-
               und Ergebnisqualität zur Evaluation von physiotherapeutischen Leistungen ist notwendig,
               um die Versorgungsqualität abzubilden. Um die zukünftige, physiotherapeutische Versorgung
               auf einem qualitativ hohen Behandlungsniveau sicherstellen zu können, ist eine professionsübergreifende
               und am Patientennutzen ausgelegte Forschung erforderlich.
            
          
         
         
            
Abstract 
            
            
               Background:  Both at the national and international levels, direct access for patients to physical
               therapy services is currently under debate. Direct access for patients seeking physical
               therapy care might reduce waiting time and costs, and thus be of benefit for patients
               and health insurance companies. To critically evaluate this situation, reliable and
               valid data are needed, but currently lacking. The aim of this study is to evaluate
               the health care situation for physical therapy services included in the catalogue
               of remedies from 2004 up to 2014 in Germany.
            
            
               Methods:  To obtain information regarding physical therapy services included in the catalogue
               of remedies, the freely available “Heilmittel-Informations-System (GKV-HIS)” was used.
               Data from the regional Associations of Statutory Health Insurance Physicians as well
               as data from federal reports were extracted for the years from 2004 up to 2014.
            
            
               Results:  Prescription of physical therapy increased continuously from 2004 and 2014. In 2004,
               155 677 860 and in 2014, 254 695 514 physical therapies were prescribed (increase
               of 61%). The highest number of physical therapies was prescribed in Saxony for all
               years, whereas in North Rhine-Westphalia and Hessen the lowest number per 1 000 GKV
               insured persons. Gross sales from physical therapy services differed between federal
               states and were the highest in Saxony (2004: 59.8; 2009: 54.6, 2014: 76.7) and Baden-Wuerttemberg
               (2004: 60.0; 2009: 57.6; 2014: 68.0).
            
            
               Discussion:  The results of this study show utilization of physical therapy services as defined
               in the catalogue of remedies in Germany to be heterogeneous. However, causal relationship
               cannot be identified on the basis of the analyzed data highlighting the need for further
               research. Criteria for structural-, process- and outcome-quality are needed to be
               able to evaluate the quality of physical therapy services. To ensure the quality of
               physical therapy services, interprofessional and patient relevant research is needed.
            
          
         Schlüsselwörter Heilmittelkatalog - Physiotherapie - Qualitätssicherung - evidenzbasierte Medizin
 
         
         Key words catalogue of remedies - physical therapy - quality assurance - evidence-based medicine