Zusammenfassung
Ziel der Studie: Übergeordnetes Ziel des Gesetzgebers ist es, eine „homogene“, flächendeckende und
wohnortnahe medizinische Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen. Zur Beschreibung
der regionalen Versorgungssituation kann der Versorgungsgrad (Bedarfsplanungs-Richtlinie
des Gemeinsamen Bundesausschusses) herangezogen werden, allerdings kann er keine Auskunft
über die Erreichbarkeit des bspw. nächstgelegenen Arztes geben. Hierzu eignen sich
Netzwerkanalysen. Mittels eines Fallbeispiels werden anhand der regionalen dermatologischen
Versorgungssituation in der Metropolregion Hamburg Anwendungsmöglichkeiten von Netzwerkanalysen
zur Analyse der regionalen Versorgungssituation vorgestellt.
Methodik: Um die regionale dermatologische Versorgungssituation einordnen zu können, wurde
zunächst der Versorgungsgrad berechnet. Für die anschließende Netzwerkanalyse mussten
die Dermatologen (N=357) in der Metropolregion nach Standorten (N=303) zusammengefasst
werden. Vor der Berechnung wurden u. a. die Adressdaten der Ärzte in Koordinaten umgewandelt
und Vorschriften (z. B. Geschwindigkeiten) des Netzwerkes festgelegt. Die Berechnung
der bevölkerungsbezogenen Anteile der Erreichbarkeit basierte auf der Einwohnerdichte,
die mit den Ergebnissen der Netzwerkanalyse verschnitten wurde.
Ergebnisse: Trotz einer insgesamt guten Versorgungssituation sind die Unterschiede in der Erreichbarkeit
des nächsten Dermatologen in der Metropolregion beträchtlich. Das ist vor allem dann
der Fall, wenn der ÖPNV als Verkehrsmittel dient. Landkreise in denen über 60% der
Einwohner mit dem ÖPNV länger als eine Stunde zum nächsten Dermatologen benötigen,
wurden identifiziert. Insbesondere ländlich geprägte Regionen innerhalb der Metropolregion
sind hiervon betroffen.
Schlussfolgerungen: Die Netzwerkanalyse hat deutlich gemacht, dass die Wahl bzw. Verfügbarkeit des Verkehrsmittels
in Kombination mit dem Wohnort (ländlich/städtisch) von wesentlicher Bedeutung für
den Zugang zur Versorgung ist. Vor allem ältere, wenig-mobile Menschen auf dem Lande
sind damit benachteiligt. Daraus lässt sich die Notwendigkeit moderner Versorgungsansätze,
wie bspw. der Telemedizin ableiten, um die Versorgungssituation im ländlichen Raum
optimieren zu können. Netzwerkanalysen können einen wertvollen methodischen Beitrag
zur Analyse regionaler Versorgungsdisparitäten leisten und bestehende Instrumente,
wie den Versorgungsgrad, sinnvoll ergänzen.
Abstract
Background: One of the overall objectives of the legislator is to ensure an overall “homogeneous”,
and easily accessible medical care for the population. The physician-patient ratio
can be used to describe the regional health care situation. But this method does not
provide information concerning the availability of, for instance, the nearest doctor.
Therefore, further parameters such as accessibility must be taken into consideration.
For this purpose, network analyses are an appropriate method. The objective of this
study is to present methodological tools to evaluate the healthcare situation in the
metropolitan region of Hamburg, primarily focusing on accessibility using dermatologists
as an example.
Methods: Analyzing data of 20 counties, the geographical distribution of N=357 dermatologists
and the physician-patient ratio were calculated. In a second step, a network analysis
regarding accessibility was performed. In order to calculate accessibility, address
data (physicians) were transformed into coordinates, consisting of defined places
(N=303) and restrictions (e. g. speed, turn restrictions) of the network. The calculation
of population-based accessibility is based on grid cells for the population density.
Results: Despite adequacy of the overall medical situation, differences in the availability
of the nearest dermatologists in the metropolitan region are remarkable, particularly
when use of public transport is taken into consideration. In some counties, over 60%
of the population require at least one hour to get to the nearest dermatologist using
public transportation. In rural regions within the metropolitan area are particularly
affected.
Conclusion: The network analysis has shown that the choice and availability of transportation
in combination with the location (rural/urban) is essential for health care access.
Especially elderly people in rural areas with restricted mobility are at a disadvantage.
Therefore, modern health care approaches (e. g. telemedicine) are necessary to optimize
the health care situation in rural areas. Network analyses can make a valuable methodological
contribution to the analysis of regional health care disparities.
Schlüsselwörter
Versorgung - Erreichbarkeit - Geodaten - Netzwerk - Methoden - Hamburg
Key words
health care - accessibility - geodata - network - methods - Hamburg