Gesundheitswesen 2017; 79(07): 565-568
DOI: 10.1055/s-0043-104212
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Nahfolgen, Fernfolgen, zurechenbare Folgen – warum es nicht ohne das Konzept der Zurechnung geht

Outcomes vs. Attributable Outcomes: Rational Choice Theory Must Take a Stance Towards Action Theory
Weyma Lübbe
1   Institut für Philosophie, Universität Regenburg, Regensburg
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Publication Date:
08 June 2017 (online)

Zusammenfassung

Breyer und Kliemt opponieren anscheinend nur gegen eine meiner 3 Thesen: dass die Allokationspräferenzen, die in der Priorisierungsdebatte unter dem Stichwort „Rule of Rescue“ diskutiert werden, nicht irrational seien. Den neuerdings gegen die einschlägige Praxis erhobenen Diskriminierungsvorwurf, den ich ebenfalls kritisiere, wollen die Kommentatoren ausdrücklich nicht verteidigen. Zusätzlich habe ich, drittens, die These vertreten, dass beide Vorwürfe – der Irrationalitätsvorwurf ebenso wie der Diskriminierungsvorwurf – auf einem Mangel an handlungstheoretischer Reflexion beruhen. Darauf nehmen Breyer und Kliemt in ihrem Beitrag nicht Bezug. In der Replik soll deutlich werden, dass es sich gelohnt hätte, diesen Hinweis auf die grundbegrifflichen Quellen der Debatte ernster zu nehmen. Auch meine Ausführungen zum Melanom-Beispiel wären dann anders gelesen worden. Sie belegen nämlich nicht, dass ich mich der Kosten-Nutzen-Abwägung auch selbst bediene.

Abstract

The reply concentrates on advancing again my third thesis, which has not directly been taken up by Breyer and Kliemt. The thesis says that both criticisms against the Rule of Rescue – the irrationality objection, which Breyer and Kliemt try to defend, and the objection that the Rule is discriminatory, which they do not defend – are the results of insufficient action-theoretical reflection. I argue that Breyer's and Kliemt’s objection to the Rule, unstable as it is in their comment, is not even clearly identifiable if they do not take a stance towards the central question: Do they want to – and, if so, can they consistently – incorporate people's interest in taking account of the attributability of an outcome to a decision maker into their utility concept?