Gesundheitswesen 2001; 63(Suppl. 1): 56-59
DOI: 10.1055/s-2001-12116
FB III, Prävention und Gesundheitsförderung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Gesundheit von Studierenden im Studienverlauf

C. Stock, A. Krämer
  • Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Bevölkerungsmedizin und biomedizinische Grundlagen, Universität Bielefeld
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung

Im deutschsprachigen Raum gibt es kaum Studien zur Entwicklung von Wohlbefinden und Gesundheit im Verlauf des Hochschulstudiums. Die hier vorgestellten Daten beziehen sich auf eine Kohorte von 166 Studierenden, die an der Universität Bielefeld zu Studienbeginn und nach zwei Jahren Studium an einer Fragebogenerhebung teilgenommen haben. An beiden Erhebungszeitpunkten wurden die Häufigkeit von Symptomen und Beschwerden, die Wahrnehmung von psychosozialen und studienbezogenen Belastungen und gesundheitsbezogene Einstellungen erfasst. Nach vorausgehender Faktorenanalyse wurden Längsschnittvergleiche auf der Faktorebene durchgeführt. Während im Bereich des physischen Befindens (Beschwerden und subjektiver Gesundheitszustand) keine Änderungen im Studienverlauf deutlich wurden, stiegen die Belastungen in den Bereichen „Leistungsanforderungen”, „Studienbedingungen” und „persönliche Situation” signifikant an. Gleichzeitig verbesserten sich gesundheitsbezogene Einstellungen wie das Gesundheitsbewusstsein und das Bewegungsbewusstsein leicht. Der Anstieg der Belastungswahrnehmung ließ auf einen vulnerablen Charakter der Studienanfangsphase schließen. Zugleich wurden positive Entwicklungen im Hinblick auf das Gesundheitsbewusstsein deutlich, die im Rahmen der Gesundheitsförderung an der Hochschule gestärkt werden sollten.

Health of Students during their Course of Studies

Longitudinal changes of health and well-being during the course of studies at the university have been rarely studied in Germany so far. Therefore, data were analysed from a cohort of 166 students who took part in a baseline survey as freshmen at the beginning of their studies and in a follow-up after two years. The questionnaire assessed the frequency of symptoms and complaints, psycho-social and study-related sources of stress and health attitudes and perceptions. Longitudinal trends were studied based on variables identified by factor analysis. The results showed no changes in physical health indicators (complaints and self-rated health status), while the mental stressors with respect to study demands, study conditions and private situation showed significant increases. On the other hand, there were moderate increases observed in health awareness and physical activity of students from baseline to follow-up. We conclude that the increase in perceived mental stress indicates a vulnerability during the initial study. In addition, the positive developments regarding health awareness of students during studies should be supported by health promotion measures at the university.

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Dr. Christiane Stock

Fakultät für Gesundheitswissenschaften
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