Aktuelle Ernährungsmedizin 2001; 26(4): 153-159
DOI: 10.1055/s-2001-16658
ORIGINALBEITRAG
Originalbeitrag
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ernährung und Krebs - Was kann die Diätberatung leisten?

Nutrition and Cancer - What can Nutrition Counselling Achieve?C. Paul
  • Ernährungsmedizinische Beraterin (DGE), Klinikum Leverkusen, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln, Leverkusen
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 August 2001 (online)

Preview

Zusammenfassung

Tumorkachexie und Anorexia sind die Hauptprobleme bei fortgeschrittenen Karzinomerkrankungen. Wie in den meisten Fällen in der Medizin ist eine Prävention sinnvoller als die Therapie der Anorexie/Kachexie-Symptome. Um die dramatischen Formen der Tumorkachexie zu vermeiden, ist eine adäquate Ernährungsberatung und Ernährungstherapie frühzeitig notwendig. Sie sollte auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sein. Neben der optimalen Nährstoffaufnahme und -versorgung mit einer individuellen „Wunschkost” sollte die Bedeutung von „wieder essen können, egal was” für die Patienten mehr in den Vordergrund gestellt werden. Was nutzt eine ausgewogene „gesunde” Ernährung, wenn der Patient wegen Schmerzen oder Appetitlosigkeit nicht essen kann oder sein Essen nicht verträgt. Wenn möglich, sollten Ernährungsgewohnheiten, Veränderung der Essenszeiten, essen mit Bezugspersonen usw. in den Krankenhausalltag integriert werden. Wird in der Diätberatung festgestellt, dass eine ausreichende Energie- und Nährstoffaufnahme durch eine orale Kost nicht erreicht werden kann, wird eine parenterale oder enterale Zusatzernährung zur Optimierung des Nährstoffbedarfes für den Patienten erforderlich. Durch Schulung der Patienten und deren Angehörigen wird es oft möglich, den Patienten früher aus der stationären Behandlung zu entlassen. Dies spart Kosten und hat eine große Bedeutung für die Lebensqualität der Patienten. Um den Nutzen einer individuellen Diätberatung zu erhöhen, ist die Schulung des Pflegepersonals und aller Ernährungsfachkräfte sowie eine bessere Kommunikation aller Abteilungen im Krankenhaus erforderlich. Eine interdisziplinäre Arbeitsweise, z. B. ein Ernährungsteam, ist wünschenswert. Dies sollte auch von ambulanten Patienten genutzt werden können. Eine frühzeitige adäquate Ernährungstherapie vermeidet Folgekosten in der Behandlung der Mangelernährung und verbessert die Lebensqualität dieser schwerkranken Patienten. Diätassistenten, Krankenhausverwaltung, Pflegekräfte, Hausärzte, Politiker usw. sollten zusammen arbeiten, um finanzielle und personelle Bedingungen für die Ernährungstherapie von Karzinompatienten sicher zu stellen.

Nutrition and Cancer - What can Nutrition Counselling Achieve?

Cancer cachexia and anorexia are a major clinical problem, especially in advanced cancer disease. As it is in most spheres in medicine, prevention is more effective than treatment. To avoid the dramatic stages of cancer cachexia, adequate nutritional advice and support must be provided sufficiently and early. Individual needs and if possible, the modification of eating habits is also essential. Smaller meals with high energy and high-quality foods, allowing to eat what and when they wish to eat, and eating with family and friends should be integrated in hospital weekdays. Nutrition should always be supplied in the least invasive and most physiological way. Enteral or parenteral support can be very helpful for patients who are unable to eat. Home enteral and parenteral nutrition can be quite rewarding and contribute to the familial and social rehabilitation of cancer patients, while early discharge from hospital improves quality of life and reduce costs. Nutritional counselling by dieticians is often quite helpful and has been shown to be positively perceived by cancer patients. A better communication between the hospital departments, such as ward, kitchen, pharmacy, etc., can improve nutritional advice and therapy. A special nutritional team is desirable. Adequate nutritional advice can avoid consequences and costs of malnutrition and improves quality of life of these critical ill patients. Dieticians, hospital managers, administrators, politicians, health insurance, and family doctors should work together to secure and promote the necessary physical, personnel, and financial resources to make this happen.

Literatur

Claudia Paul

Ernährungsmedizinische Beraterin (DGE)
Klinikum Leverkusen
Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln

Dhünnberg 60

51375 Leverkusen

Email: claudia.paul@uni-koeln.de