Klin Monbl Augenheilkd 2003; 220(8): 563-564
DOI: 10.1055/s-2003-41875
Nachruf
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

In Memoriam: Prof. Dr. Hanns-Jürgen Merté, geb. 17.8.1921 in Jena, gestorben 13.4.2003 in München

In Memoriam: Prof. Dr. Hanns-Jürgen Merté Born 17.8.1921 in Jena, Died 13.4.2003 in MunichGottfried  O. H.  Naumann
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2003 (online)

Hanns-Jürgen Merté entstammt einer Hugenottenfamilie, deren Stammbaum sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, als seine Vorfahren zunächst nach Offenbach/Main, später nach Thüringen auswanderten. Nach dem Abitur 1939 studierte er an den Universitäten Jena und Berlin. Im Februar 1945 erhielt er die Approbation in Berlin und promovierte unter Prof. Seidel mit einer Arbeit über „Retinitis pigmentosa in 6 aufeinanderfolgenden Generationen”. Nach Kriegsende begann er als Assistenzarzt unter Prof. Dr. Dr. W. Meisner an der Universitäts-Augenklinik München; 1948 übertrug ihm hier Geheimrat Prof. Dr. Dr. h. c. K. Wessely, der im Dezember 1945 wiederum die Leitung der Münchner Universitäts-Augen-Klinik übernommen hatte, die Poliklinik. 1953 erfolgte die Habilitation zum Thema „Experimentelle Untersuchung über einige Probleme in der Hornhautanaphylaxie, ein Beitrag zur Klärung der Pathogenese der Keratitis parenchymatosa”. 1952 - 1963 war Prof. Dr. W. Rohrschneider sein klinischer Lehrer. 1963 wurde Hanns J. Merté zum außerplanmäßigen Professor für Augenheilkunde der Universität München ernannt. 1963 übernahm er die neu gegründete Städtische Augenklinik; 1967 erfolgte seine Berufung als Ordinarius der Augenheilkunde der Technischen Universität München, die er bis 1990 verantwortlich leitete. Wir verdanken Prof. H. J. Merté über 250 Arbeiten in deutschen und ausländischen wissenschaftlichen Zeitschriften unter Einschluss zahlreicher Fach- und Handbuchbeiträge. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die experimentelle Immunologie des Auges, experimentelle intraokulare Hydrodynamik, besonders Glaukome, Kontaktophthalmologie und Sozialophthalmologie.

1966 gründete er die „Internationale Gesellschaft für Ergophthalmometrie”; 1973 wurde er zum Ehrenpräsident des ersten Weltkongresses für Ergophthalmometrie in Madrid gewählt und 1977 zum Ehrenpräsident auf Lebenszeit dieser Gesellschaft. Zugleich berief ihn die Weltgesundheitsorganisation als Experten für dieses Gebiet. Von 1980 - 1991 war Hanns-Jürgen Merté Hauptschriftleiter der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde”. Hier führte er die Sektion „Ophthalmologische Optik” ein und erweiterte das Herausgeberkollegium. Zugleich begann in dieser Zeit die systematische Begutachtung aller eingereichten Manuskripte durch unabhängige Experten auf dem jeweiligen Gebiet. Gleichzeitig gibt er die in zwangloser Reihenfolge erscheinende „Augenärztliche Fortbildung” heraus.

Sein unermüdlicher Einsatz bei der Entwicklung der Universitäts-Augenklinik der Technischen Universität München sowie seine wissenschaftliche Tätigkeit und sein Einsatz in der Lehre und Fortbildung und Weiterbildung haben ihm zahlreiche Anerkennungen gebracht. So wurde er 1975 Gründungsmitglied der Academia Ophthalmologica Internationalis, deren Mitgliederzahl weltweit auf 50 begrenzt ist, Ehrenmitglied der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft 1986. 1981 erhielt er die Ernst von Bergmann-Plakette der Deutschen Ärzteschaft, im gleichen Jahr für seine Verdienste als Vorstand der Sektion „Gutes Sehen” die Goldene Ehrennadel des Deutschen Grünen Kreuzes. Darüber hinaus erhielt er die Martti Liesmaa-Medaille in Helsinki (1984) sowie das Wappenschild der Universität Kairo und die Goldene Medaille der Suez-Canal-Universität Ismailia in Ägypten.

Hanns-Jürgen Merté war eine der herausragenden Persönlichkeiten, die die deutschsprachige Augenheilkunde nach 1945 geprägt hat. Er zeichnete sich durch ein anhaltendes Interesse an allen Aspekten der Augenheilkunde aus - dies schloss auch Grenzgebiete wie die Sozialophthalmologie, Ergophthalmologie sowie ethische Fragen in der Augenheilkunde ein.

Seine stets freundliche und vorbildlich wache Zuwendung galt nicht nur seinen Patienten und unmittelbaren Mitarbeitern, sondern auch jungen Kollegen außerhalb von München. Die Begegnungen mit ihm ermutigten und förderten die wissenschaftliche Tätigkeit des ophthalmologischen Nachwuchses in unserem Lande.

Insgesamt hat Herr Hanns-Jürgen Merté bleibende positive Spuren für unseren Beruf hinterlassen, wie es auch im Nachruf der Familie heißt: „Sein Leben fand Erfüllung in Beruf und Familie”. Wir werden ihn nicht vergessen.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. G. O. H. Naumann
Vorstand der Augenklinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg in Erlangen. Schriftführer Klinische Monatsblätter 1991 - 2001

Literatur

  • 1 Merté H-J. Ergophthalmologie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 1999;  214 357-361, , 1999 Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
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