Aktuelle Ernährungsmedizin 2005; 30(3): 142-146
DOI: 10.1055/s-2005-866850
Fortbildung
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Erfassung der Ernährungssituation älterer Menschen - das Mini Nutritional Assessment (MNA)

Nutritional Assessment in the Elderly - The Mini Nutritional Assessment (MNA)D.  Volkert1
  • 1Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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Publication Date:
13 May 2005 (online)

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Einleitung

Ältere Menschen sind aufgrund zahlreicher Faktoren besonders anfällig für Mangelernährung. Während jüngere Erwachsene fast ausschließlich krankheitsbedingt eine Mangelernährung entwickeln, kann im Alter eine ganze Reihe anderer Faktoren zur Entstehung beitragen (Abb. [1]) [1] [2]. Verschiedene Altersveränderungen wie die Abnahme des Geruchs- und Geschmackssinns, nachlassendes Durstempfinden oder Appetiteinbußen sind hier beispielsweise zu nennen. Körperliche und geistige Funktionseinbußen, psychische, soziale und finanzielle Probleme erschweren im Alter unter Umständen Lebensmitteleinkauf, -zubereitung und -verzehr. Auch das zunehmende Auftreten diverser chronischer und akuter Krankheiten und die damit verbundene Multimedikation spielen eine wesentliche Rolle. Zahlreiche Ursachen können somit zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme und/oder einem erhöhten Bedarf beitragen und das wünschenswerte Gleichgewicht zwischen Aufnahme und Verbrauch von Energie- und Nährstoffen in Richtung mangelnde Bedarfsdeckung stören. Die Folge ist ein beeinträchtigter Ernährungszustand - erkennbar an klinischen Symptomen, anthropometrischen Messwerten und/oder ernährungsabhängigen Blutparametern. Im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen ist die Fähigkeit zur Stressbewältigung bei älteren Menschen reduziert. Mangelernährung entsteht schneller, und ein Gewichtsverlust geht mehr zu Lasten der Körperzellmasse als früher [3]. Dies hat gravierende Folgen für den Gesundheits- und Allgemeinzustand. In zahlreichen Studien sind längere Rekonvaleszenzzeiten, höhere Komplikationsraten, ein erhöhtes Infektionsrisiko und eine höhere Mortalität bei mangelernährten geriatrischen Patienten belegt [4].

Abb. 1 Stufenmodell in der Entstehung von Mangelernährung im Alter (erweitert nach Reuben et al.1995) [2].

Grundlegende Voraussetzung zur Erhaltung bzw. Verbesserung des Gesundheitszustands durch Optimierung von Ernährung und Ernährungszustand ist die Erfassung der Ernährungssituation. Eine routinemäßige Erhebung könnte dazu beitragen, gefährdete Personen und problematische Faktoren frühzeitig zu erkennen und daraus resultierend geeignete Interventionsmaßnahmen in die Wege zu leiten.

Um das Ernährungsrisiko älterer Menschen erfassbar und messbar zu machen, wurde von französischen und amerikanischen Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit der Firma Nestlé das „Mini Nutritional Assessment” (MNA) entwickelt (Abb. [2]) [5] [6] [7] [8] [9]. Es wird insbesondere bei Aufnahme in eine Klinik oder in ein Heim empfohlen, kann aber auch bei gebrechlichen Senioren im ambulanten Bereich eingesetzt werden [6] [9] [10].

Abb. 2 Mini Nutritional Assessment (MNA).

Das MNA wurde in 15 Sprachen übersetzt und hat sich in den vergangenen Jahren weit verbreitet. Von der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) wird es als Screeninginstrument zur frühzeitigen Erkennung von Ernährungsrisiken bei gebrechlichen älteren Menschen empfohlen [11].

Literatur

Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Dorothee Volkert

Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften · Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Endenicher Allee 11 - 13

53115 Bonn

Email: d.volkert@uni-bonn.de