Aktuelle Ernährungsmedizin 2005; 30(5): 255-260
DOI: 10.1055/s-2005-867028
Originalbeitrag
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kohlenhydratreduktion in der Adipositastherapie - Renaissance eines umstrittenen Therapieverfahrens?

Low Carbohydrate Diets and the Therapy of Obesity - Is a Controversial Therapeutic Procedure Undergoing a Renaissance?U.  Rabast1
  • 1Med. Klinik, Kath. Kliniken Ruhrhalbinsel, Hattingen, Lehrklinik der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin
Manuskript nach einem Vortrag bei dem Kongress edi 2005 in Berlin vom 18. - 19.2.2005
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. September 2005 (online)

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Zusammenfassung

Kohlenhydratreduzierte Diäten (low carb diets) stellen ein umstrittenes Therapieprinzip zur Gewichtsreduktion dar. In jüngster Zeit erfreuen sich diese Diäten v. a. in den USA einer enormen Popularität. Das bekannteste Verfahren ist die so genannte Atkins Diät. Unter weitgehendem Meiden von Kohlenhydraten (anfängliche Zufuhr zirka 20 g/Tag) kommt es trotz unbegrenzter Zufuhr von Fett und Eiweiß zur Gewichtsreduktion. Dabei gelingt es nicht, nur mit Protein und einem weiteren Hauptnährstoff unserer Nahrung (Fett oder Kohlenhydrate) die sonst übliche Energiemenge aufzunehmen. Das resultierende Energiedefizit liegt bei 600 - 800 kcal. Anhänger energetisch unlimitierter Diäten sehen den eintretenden Gewichtsverlust hierdurch nur unzureichend erklärt. - In eigenen Untersuchungen war eine ausgeprägtere Gewichtsreduktion unter der kohlenhydratreduzierten Variante einer energetisch limitierten Diät im Vergleich zu einer isoenergetischen kohlenhydratreichen Reduktionsdiät gefunden worden. Eine Fülle neuerer Untersuchungen bestätigen die Richtigkeit dieser Ergebnisse. Ferner finden sich eine Reihe positiver Stoffwechseleffekte (u. a. Abfall der Insulin- und Triglyzerid-, Anstieg der HDL-Konzentration). Den Königsweg in der Adipositastherapie gibt es nicht. Kohlenhydratreduzierte Diäten stellen jedoch eine Möglichkeit dar, bei denen mit einem guten Sättigungseffekt, einem besseren Durchhaltevermögen und damit einer im Vergleich zu anderen Diätformen besseren Gewichtsreduktion gerechnet werden kann.

Abstract

Low carbohydrate diets represent a controversial therapeutic principle for weight reduction. Very recently, especially in USA, such diets have gained enormous popularity. The best known version is the so-called Atkins diet. Under the best possible avoidance of carbohydrates (initial consumption of about 20 g/day) weight losses occur in spite of unlimited uptake of fats and protein. However, it is not possible in this way to take up the otherwise usual amount of energy with only one major component of a nutrition (fat or carbohydrate). The resultant energy deficit amounts to about 600 - 800 kcal. Supporters of energy-unlimited diets do not believe that the achieved weight loss can be adequately explained by this energy deficit. Our own investigations have revealed a pronounced loss of weight under the low carbohydrate variant of an energy-limited diet in comparison to an isoenergetic, high carbohydrate weight-reducing diet. Many recent studies have confirmed this finding. In addition, a series of positive metabolic effects is observed (among others, decreases of insulin and triglyceride concentrations, increase of HDL level). There is no infallible therapeutic principle in the treatment of adiposity. However, low carbohydrate diets do represent one possibility by which a good feeling of satiety, a better compliance and thus, in comparison to other forms of diet, a better weight reducing effect can be expected.

Literatur

Prof. Dr. U. Rabast

Med. Klinik · Kath. Kliniken Ruhrhalbinsel

Essener Straße 31

45529 Hattingen