Gesundheitswesen 2006; 68(5): 309-315
DOI: 10.1055/s-2006-926772
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute gesundheitliche Effekte bei Kindern nach einer akzidentellen Freisetzung von Epichlorhydrin

Acute Effects on the Health of Children After Accidental Exposure to EpichlorohydrineI. Basting1 , M. Hoopmann2 , V. Ehrenstein1 , R. Suchenwirth2 , H. Tödt3 , J. Reichert1 , H. Dressel1 , A. Rosenberger1 , M. Schmid1 , D. Nowak1 , K. Radon1
  • 1Arbeitsgruppe Arbeits- und Umweltepidemiologie & Net Teaching; Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin der LMU München
  • 2Niedersächsisches Landesgesundheitsamt Hannover
  • 3Gesundheitsamt Hameln-Pyrmont
Diese Publikation enthält Teile der Dissertationsschrift von Frau Imke Basting zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Juni 2006 (online)

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Zusammenfassung

Ziel: Am 9.9.2002 stießen im Bahnhof der Stadt Bad Münder zwei Güterzüge zusammen, hierbei gelangte neben verschiedenen Brandgasen das Humankanzerogen Epichlorhydrin (ECH) in die Umwelt. Ziel dieser Studie war es, die räumliche Verteilung sowie Risikofaktoren für die im Zusammenhang mit dem Unfall aufgetretenen akuten gesundheitlichen Beschwerden zu untersuchen. Methodik: Hierzu wurden die Eltern einer randomisierten Stichprobe der Kinder der Stadt Bad Münder zu einer schriftlich-postalischen Fragebogenerhebung eingeladen (Teilnahmebereitschaft 63 %). Der Fragebogen beinhaltete als Zielgrößen akute, potenziell Brandgas-assoziierte Symptome (z. B. Augen-, Nasen-, und Rachenreizung) sowie typische Unfallbegleiterscheinungen (z. B. Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen). Als Exposition diente der Hauptaufenthaltsort in den ersten 26 Stunden nach dem Unfallereignis. Darüber hinaus wurden weitere mögliche Prädiktoren erhoben. Ergebnisse: Die Prävalenz Brandgas-assoziierter Symptome betrug 5,9 %, Unfallbegleiterscheinungen wurden von 6,3 % berichtet. Es ergab sich kein konsistenter Zusammenhang zwischen dem Hauptaufenthaltsort in den ersten 26 Stunden und der Prävalenz von Symptomen. Hauptprädiktor für das Auftreten akuter Symptome waren asthmatische oder allergische Erkrankungen. Schlussfolgerungen: Es ergab sich unabhängig von der Exposition eine hohe Symptomprävalenz im Kollektiv der Kinder der Stadt Bad Münder. Allerdings lässt sich aus den Studienergebnissen nicht eindeutig ableiten, ob die beobachteten Symptome tatsächlich auf den Unfall zurückzuführen sind oder im Zusammenhang mit dem unfallbedingten Stress zu sehen sind.

Abstract

Purpose: In September 2002, two freight trains collided at Bad Muender, Germany. The inhabitants were potentially exposed to combustion products and to the human carcinogen epichlorohydrine (ECH). We aimed to describe the geographical distribution of and potential risk factors for acute symptoms among children residing in Bad Muender. Methods: The parents of a random sample of children were invited to answer a mail-in questionnaire (response rate 63 %). The main outcome measures were self-reported acute symptoms potentially associated with combustion products (e. g., irritation of the eyes, nose, or throat) and stress-related unspecific symptoms (e. g., gastrointestinal complaints, sleep problems, headaches). The main location during the first 26 hours after the train accident served as exposure proxy measure. In addition, potential predictors for the symptoms under study were assessed. Results: The prevalence of symptoms associated with combustion products was 5.9 %. Unspecific symptoms were reported for 6.3 % of the children. Main location and prevalence of symptoms were not significantly associated. Physician-diagnosed asthma and nasal allergies were the main predictors of symptoms. Conclusion: The prevalence of acute symptoms was relatively high in a random sample of children living close to the incident. However, associations between exposure to the accident and symptoms could not be established conclusively.

Literatur

PD Dr. Katja Radon, MSc

Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin

Ziemssenstr. 1

80336 München

eMail: Katja.Radon@med.uni-muenchen.de