Gesundheitswesen 2006; 68(12): 775-779
DOI: 10.1055/s-2006-927207
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zeckenstich- und Borrelioserisiko bei Kindern in Waldkindergärten: eine Herausforderung für die Prävention

Tick Bites and Borreliosis in Children Attending Forest Kindergarten: a Challenge for PreventionE. Weisshaar1 , C. J. Apfelbacher1 , A. Schaefer1 , T. Bruckner1 , R. Scheidt1 , T. L. Diepgen1
  • 1Abteilung Klinische Sozialmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Januar 2007 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Ziel der Studie war es, den Einfluss präventiver Maßnahmen auf das Risiko, einen Zeckenstich zu erleiden, bei Kindern, die einen Waldkindergarten (Kindergartentyp, in dem die Kinder ganzjährig die komplette Kindergartenbesuchszeit im Freien verbringen) besuchen im Vergleich zu Regelkindergartenkindern zu ermitteln. Darüber hinaus sollten Informationsquellen sowie das Risiko, auch mehr als einmal von einer Zecke gestochen zu werden, analysiert werden. Methodik: 53 Kindergärten in Baden-Württemberg (25 Waldkindergärten, 28 Regelkindergärten) wurden untersucht und das elterliche Schutzverhalten einschließlich der Informationsquellen bezüglich Zeckenkontakt abgefragt. In einer prospektiven Kohortenstudie wurden zwischen März und Oktober 2004 die monatlichen Zeckenstiche und Borreliosefälle mithilfe eines Fragebogens dokumentiert. Der Einfluss präventiver Maßnahmen wurde in einem multivariaten log-binominalen Regressionsmodell abgeschätzt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 1707 Kinder beobachtet (506 aus Waldkindergärten, 1201 aus Regelkindergärten). Das elterliche Schutzverhalten war in den Waldkindergärten im Vergleich zu den Regelkindergärten signifikant besser. Bei einer Stratifizierung nach elterlichen Präventivmaßnahmen ergaben sich keine bedeutsamen Unterschiede der relativen Risiken. Für Kinder, die einen Waldkindergarten besuchen, betrug das adjustierte relative Risiko (RR) eines Zeckenstiches 2,6 (2,3 - 3,0) und weicht damit nur geringfügig vom unadjustierten Risiko ab. Schlussfolgerung: Obwohl das elterliche Schutzverhalten in Waldkindergärten im Vergleich zu Regelkindergärten signifikant besser war, haben Kinder in Waldkindergärten ein beträchtliches Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden bzw. an einer Borreliose zu erkranken. Die Umsetzung effektiver Präventionsmaßnahmen bezüglich Borreliose stellt eine Herausforderung für den öffentlichen Gesundheitsdienst dar.

Abstract

Aim: The aim of this study was to analyse the influence of preventive measures on the risk of being bitten by a tick and of suffering from borreliosis in children attending so-called ‘forest kindergartens’ (nurseries located in forested areas where children spend all-season full-time outdoors), compared to children attending regular kindergartens. In addition, we aimed to analyse sources of information and the risk of being bitten more than once. Methods: 53 kindergartens (25 forest kindergartens, 28 regular kindergartens) in the state of Baden-Württemberg, Germany participated in this study and protective parental behaviour was recorded. In a prospective cohort study, the numbers of tick bites and cases of borreliosis were recorded monthly (March to October 2004) using a questionnaire. The influence of preventive measures was estimated using multivariate log-binomial regression. Results: Altogether, 1707 children of ‘forest kindergartens’ (506 children) and regular kindergartens (1201 children) were included. Parental protective behaviour was significantly better in forest kindergartens compared to regular kindergartens. There were no substantial differences between effect estimates after stratification for parental protective behaviour. For children attending a ‘forest kindergarten, the adjusted risk ratio of being tick bitten was 2.6 (3.3 - 3.0) which was only slightly different from the unadjusted risk, ratio. Conclusion: Although protective parental behaviour in ‘forest kindergarten’ children was significantly better compared to regular kindergarten, children in forest kindergartens are at a considerable risk of tick bites and borreliosis. Implementing effective preventive measures against borreliosis represents a public health challenge.

Literatur

Dr. med. Elke Weisshaar

Abteilung Klinische Sozialmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg

Thibautstraße 3

69115 Heidelberg

eMail: elke.Weisshaar@med.uni-heidelberg.de