Gesundheitswesen 2008; 70: S2-S4
DOI: 10.1055/s-2008-1042416
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stillen in der Schweiz: Erfolg und Herausforderung

Breast-Feeding in Switzerland: Achievements and ChallengesU. Ackermann-Liebrich 1 , J. Dratva 1 , S. Merten 1
  • 1Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel, Schweiz
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Publication Date:
27 March 2008 (online)

Einleitung

Die Menschheit hätte nicht überlebt, hätten die Frauen nicht stillen können. Dennoch ist Stillen in unserer Gesellschaft nicht immer selbstverständlich gewesen. Im Jahre 1911, als in der Schweiz das Krakenversicherungsgesetz eingeführt wurde, wurde gleichzeitig eine Stillprämie geschaffen; nicht primär, um die Frauen zum Stillen zu animieren, sondern damit sie sich bei den Krankenkassen versichern ließen. Frau Imboden-Kaiser, die ihr ganzes Leben der Stillberatung und der Förderung des Stillens widmete, analysierte die Zahlen der nach 10 Wochen ausbezahlten Stillprämien zwischen 1920 und 1934, die Stillhäufigkeit in der 10. Woche erhöhte sich in dieser Zeit von 40 auf über 60%. Sie schließt ihre Publikation mit den Worten: „Der Stillwillen darf heute für alle Volksklassen als befriedigend anerkannt werden, was gegenüber früher einen großen Fortschritt bedeutet.”[1] Bereits 1946 waren die Resultate wieder schlechter: nach der Geburt stillten nur 66% aller Mütter voll [2] und 1957 fand Bärlocher in einer Untersuchung in Basel 10 Wochen nach der Geburt noch 45% stillende Mütter [3]. 1978 führte Tönz eine Umfrage in der Deutschschweiz durch: 56% der 10 Wochen alten Kinder erhielten noch Muttermilch [4]. 1979 wurde in Basel das Stillgeld massiv erhöht (600 Sfr), was zu einem deutlichen Anstieg des Bezugs und einem leichten Anstieg der Stilldauer führte. Dennoch stillten nach 10 Wochen nur 25-30% aller Mütter [5].

Im Jahre 1994 konnten wir dann die erste gesamtschweizerische Studie zum Stillen durchführen [6]. Über diese sowie über ihre Nachfolgestudie im Jahr 2003 [7] und die Resultate der Verknüpfung der letzteren Studie mit den Monitoringdaten der stillfreundlichen Spitäler [7] [8] soll im Folgenden ein Überblick gegeben werden.

Literatur

  • 1 Imboden-Kaiser . Die Stillverhältnisse in der Schweiz, in Schweiz.  Med Wschr. 1938;  S. 47
  • 2 Merz W. Zum Stillproblem.  Schweiz Med Wschr. 1946;  27 1177
  • 3 Baerlocher C, Berger H. Das Stillen der Säuglinge im Gebiet des Kantons Basel-Stadt im Jahre 1957, in Ann.  Paed. 1962;  199 250-288
  • 4 Toenz O. Die Ernährungsstituation des Säuglings in der Schweiz. In: Brubacher G, Ritzel G (Hrsg). Zur Ernährungssituation der Schweiz. Bevölkerung. Huber: Bern 1975
  • 5 Ackermann-Liebrich U. Stillgelder - eine präventivmedizinische Maßnahme?.  Praxis. 1981;  1628-1632
  • 6 Conzelmann-Auer C, Ackermann-Liebrich U. Frequency and duration of breast-feeding in Switzerland.  Soz Präventivmed. 1995;  40 ((6)) 396-398
  • 7 Merten S, Dratva J, Ackermann-Liebrich U. Säuglingsernährung in den ersten neun Lebensmonaten - nationale Studie 2003. In: Eichholzer-Helbling M (Hrsg). Fünfter Schweizer Ernährungsbericht. Bundesamt für Gesundheit: Bern 2005: 109-124
  • 8 Merten S, Ackermann-Liebrich U. Exclusive breastfeeding rates and associated factors in Swiss baby-friendly hospitals.  J Hum Lact. 2004;  20 ((1)) 9-17
  • 9 Merten S, Dratva J, Ackermann-Liebrich U. Do baby-friendly hospitals influence breastfeeding duration on a national level?.  Pediatrics. 2005;  116 ((5)) e702-e708

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. U. Ackermann-Liebrich

Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel

Steinengraben 49

CH-4051 Basel

Schweiz

Email: ursula.ackermann-liebrich@unibas.ch

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