Rehabilitation (Stuttg) 2010; 49(2): 65
DOI: 10.1055/s-0030-1249670
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävention und Rehabilitation

Prevention and RehabilitationF. Schliehe
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Publication Date:
05 May 2010 (online)

Die Konzeptentwicklung in der medizinischen Rehabilitation hat traditionell einen engen Bezug zu präventiven Zielsetzungen. Dies gilt insbesondere für die verschiedenen Formen und Maßnahmen der Sekundärprävention. Es sind vor allem zwei Aspekte, die einen engen Zusammenhang nahelegen: So ist die Rehabilitation (als zeitlich begrenzte Maßnahme) immer schon darauf ausgerichtet, Rückfälle zu verhüten bzw. Verschlechterungen des Gesundheitszustandes zu vermeiden und Erfolge der Rehabilitation möglichst langfristig zu erhalten (vgl. z. B. die in den letzten Jahren entwickelten Nachsorgeprogramme). Ein wesentlicher Schwerpunkt der Entwicklung lag bisher auf der Verhaltensprävention, die sich an den einzelnen Rehabilitanden richtete. Aus diesem Grunde erlangten Programme der Gesundheitsbildung, des Gesundheitstrainings und der Patientenschulung eine immer größere Bedeutung in der Rehabilitation.

Verstärkt wurden diese Prozesse durch Kostenentwicklungen im Gesundheitswesen, die die Forderung nach mehr Prävention (vor allem auch Primärprävention) ebenfalls in den Vordergrund rückte. Wenngleich bisher die Verabschiedung eines Präventionsgesetzes noch aussteht, hat die Diskussion darüber indirekt auch eine Intensivierung präventiver Strategien innerhalb der Rehabilitation unterstützt. Auch die verschiedenen Stellungnahmen des Sachverständigenrates für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen zur Prävention entsprechen dieser Tendenz. Als ein positiver Indikator für diese Entwicklung kann zudem die Einrichtung der Stiftungsprofessur „Prävention und Rehabilitation” an der Medizinischen Hochschule Hannover (seit 2004) gesehen werden. Generell haben präventive Fragestellungen auch in der Rehabilitationsforschung in den letzten Jahren zugenommen (z. B. im Rahmen von Programmen zur Patientenschulung). Dies ist u. a. auch deshalb zu begrüßen, weil allgemein auf dem Gebiet der Prävention ein Nachholbedarf an Forschung besteht. Bei der DGRW wurde deshalb dazu eine neue wissenschaftliche Arbeitsgruppe (Leitung: Prof. Ulla Walter, Hannover) eingerichtet.

Zum Thema „Prävention und Rehabilitation” erscheinen in dieser Ausgabe zwei Beiträge, auf die besonders hingewiesen werden soll. Moser et al. [1] geben einen Überblick über bisherige und neuere präventive Konzepte in der Rehabilitation der gesetzlichen Rentenversicherung. Neben der Weiterentwicklung der Gesundheitsbildung und des Gesundheitstrainings wird besonders auf ambulante berufsbezogene Präventionsprogramme hingewiesen. Dazu werden die Konzepte mehrerer regionaler Modellprojekte vorgestellt.

Der zweite Beitrag zum Thema von Sterdt et al. [2] beschäftigt sich mit der Prävention im Zusammenhang mit der Nachsorge in der kardiologischen Rehabilitation. Nach den Autoren gibt es deutliche Hinweise, dass der Erfolg von Nachsorgeprogrammen mit der Intensität (verhaltensbezogener) präventiver Module zusammenhängt. Sie empfehlen deshalb neben den bewegungsorientierten Maßnahmen besonders auch solche zu verstärken, die den Lebensstil einschließlich psychosozialer Risikofaktoren positiv beeinflussen können.

Beide Beispiele bestätigen die enge Verknüpfung präventiver Strategien mit Konzepten der Rehabilitation.

Neben den vorwiegend auf Individuen bezogenen Konzepten der Verhaltensprävention innerhalb und außerhalb der Rehabilitation sollte auch die Verhältnisprävention neben den bereits bestehenden Ansätzen (z. B. in der gesetzlichen Unfallversicherung) verstärkt werden. Diese könnte dann noch stärker über eine Beeinflussung personbezogener Kontextfaktoren hinausgehen und verschiedene Situationen bzw. Kontexte (Umweltfaktoren) gezielt einschließen. Ein eigenes Präventionsgesetz kann dazu durchaus einen Beitrag leisten.

Neben weiteren Ergebnissen aus der Rehabilitationsforschung in diesem Heft weisen wir besonders auf zwei neue Positionspapiere der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften hin [3] [4]. Sie betreffen zum einen Erfordernisse in der humanmedizinischen Lehre und zum anderen die Leitlinienentwicklung in der medizinischen Rehabilitation.

Ihre Herausgeber

Literatur

  • 1 Moser N-T, Fischer K, Korsukéwitz C. Prävention als Aufgabe der Rentenversicherung: Innovative Modelle ergänzen bewährte Konzepte.  Rehabilitation. 2010;  49 (2) 80-86
  • 2 Sterdt E, Brandes I, Dathe R, Walter U. Nachsorge im Rahmen der kardiologischen Rehabilitation – Ansätze von Prävention und Gesundheitsförderung.  Rehabilitation. 2010;  49 (2) 87-94
  • 3 Mau W, Kawski S, Lay W, Morfeld M, Schwarzkopf SR, Uhlmann A. Erfordernisse der Ausbildung zur Rehabilitation in der humanmedizinischen Lehre – Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW).  Rehabilitation. 2010;  49 (2) 114-119
  • 4 Schliehe F, Greitemann B, Kopp I, Jäckel WH. Leitlinien in der medizinischen Rehabilitation. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) – Stand 2010.  Rehabilitation. 2010;  49 (2) 120-124
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