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DOI: 10.1055/s-0032-1331241
Die PPmP zwischen Praxis und Forschung
PPmP between Routine and ResearchPublication History
Publication Date:
17 December 2012 (online)
Die PPmP hat einerseits sehr viele Leser, die aus dem Bereich der Wissenschaft kommen. Hier bemüht sich die Zeitschrift durch einen kritischen Begutachtungsprozess, eine hohe Qualität der Beiträge zu sichern. Auf der anderen Seite wird die Zeitschrift auch von vielen Praktikerinnen und Praktikern gelesen, die sich durch die Beiträge auch weiterbilden möchten.
Diesen Spagat versucht die Zeitschrift durch die Einführung von Rubriken und durch eine Ausgewogenheit in der Art der Beiträge zu meistern. Oft wurde von Lesern kritisiert, dass die Zeitschrift zu viele testtheoretische Beiträge enthält. Dies kann daran liegen, dass sehr viele Autoren durch den Mangel an diagnostischen Zeitschriften im deutschen Sprachraum vermehrt die PPmP mit solchen Beiträgen ansteuern. In [Tab. 1] haben wir die am häufigsten zitierten Artikel der PPmP, die nach der Jahrtausendwende entstanden sind, aufgelistet. In der Liste enthalten sind, bis auf einen Beitrag über Lebensqualität, nur Artikel über Testverfahren. Es sind jedoch fast alles Testverfahren, die sehr relevant sind für die Bereiche der Psychosomatischen Medizin, der Psychotherapie und der Medizinischen Psychologie. Zum Teil sind dies Verfahren, die zur Diagnostik von Störungen eingesetzt werden können, aber es finden sich auch allgemeine Screener für psychische Belastungen.
Autoren |
Thema |
Jahreszahl |
Zahl der Zitierungen |
|
---|---|---|---|---|
1 |
Hinz und Schwarz [1] |
HADS |
2001 |
135 |
2 |
Brähler et al. [2] |
GBB |
2000 |
77 |
3 |
Herschbach [3] |
Lebensqualität |
2002 |
68 |
4 |
Grande et al. [4] |
DS-14 |
2004 |
55 |
5 |
Schumacher et al. [5] |
SOC |
2000 |
53 |
6 |
Bohus et al. [6] |
BSL |
2001 |
38 |
7 |
Michal et al. [7] |
CDS |
2004 |
31 |
8 |
Hinz et al. [8] |
NHP |
2003 |
26 |
9 |
Larisch et al. [9] |
ERI |
2003 |
25 |
10 |
Ravens-Sieberer et al. [10] |
Familienbelastungstest |
2001 |
25 |
Die Auswertungen in [Tab. 1] machen deutlich, dass diese Verfahren ihren berechtigten Platz in der PPmP haben und lassen schlussfolgern, dass Verfahren, die eng mit psychosomatischen Fragestellungen verbunden sind, durchaus in die PPmP aufgenommen werden können. [Tab. 2] zeigt die meist zitierten Arbeiten der PPmP aus den Jahren 2010 und 2011. Hier wird zum einen deutlich, dass Testverfahren auch bei diesen beiden Jahrgängen in der Literatur gut rezipiert werden. Auf der anderen Seite werden jedoch auch Übersichtsarbeiten, z. B. über Selbstverletzendes Verhalten [12] oder Somatoforme Störungen [14] sehr gut rezipiert. Ebenso ist das klassische Thema der Arzt-Patienten-Beziehung [19] vertreten.
Name |
Thema |
Jahreszahl |
Zitierungen |
|
---|---|---|---|---|
1 |
Wingenfeld et al. [11] |
CTQ |
2010 |
18 |
2 |
Petermann und Nitkowski [12] |
selbstverletzendes Verhalten |
2011 |
7 |
3 |
Michal et al. [13] |
CDS |
2010 |
7 |
4 |
Lahmann et al. [14] |
somatoforme Störungen |
2010 |
6 |
5 |
Wölfling et al. [15] |
CSV-S |
2011 |
5 |
6 |
Klein et al. [16] |
berufliche Gratifikationskrisen bei Chirurgen |
2010 |
5 |
7 |
Ritter et al. [17] |
Komorbiditäten bei Narzissmus und Borderline |
2010 |
5 |
8 |
Fischer et al. [18] |
ICD-10-Symptom-Ranking |
2010 |
4 |
9 |
Rockenbauch et al. [19] |
PatientInnenbeteiligung aus ÄrztInnensicht |
2010 |
4 |
10 |
Dirmaier et al. [20] |
Rehabilitation von Depressionen |
2010 |
4 |
Die Arbeit über den CTQ hat gute Optionen, zu einem Zitationsklassiker der PPmP zu werden [11]. Neben dem klassischen Thema Somatoforme Störungen [14] sind in der letzten Zeit in der Psychosomatik Kindheitstraumata [11], Selbstverletzendes Verhalten [12], Depersonalisation [13] und Computerspielsucht [15] von großer Bedeutung. Die Zahl der Zitierungen in den [Tab. 1, 2] sind eher ein Maßstab für die Rezeption der Artikel und somit der PPmP in den Wissenschaften.
Der Verlag überprüft auch die Zahl der aus dem Netz heruntergeladenen Artikel. Diese Zahlen sind verstärkt ein Indiz für das Interesse der Praktiker an der Zeitschrift.
Bei den 2012 am häufigsten heruntergeladenen Artikeln aus dem Jahr 2010 steht wiederum der Beitrag von Wingenfeld et al. [11] über den CTQ an der Spitze. Auch die Beruflichen Gratifikationskrisen bei Chirurgen von Klein et al. [16] und die Arbeit von Dirmaier et al. über die Rehabilitation von Depressiven [20] belegen Spitzenplätze unter den häufig heruntergeladenen Arbeiten aus den Jahren 2010 und 2011. Bei den anderen Beiträgen über Retraumatisierung [21], Psychoonkologie [22] sowie den Beiträgen von Barnow et al. zur „Epidemiologie von Persönlichkeitsstörungen“ [23] und von Rockenbauch zur „PatientInnenbeteiligung aus Ärztinnensicht“ [19] dominiert wohl das Interesse aus der Praxis. Bei den am häufigsten heruntergeladenen Arbeiten aus dem Jahre 2010 kommt außer dem CTQ keine weitere testtheoretische Arbeit vor.
In der Zusammenstellung der 2012 am häufigsten heruntergeladenen Artikel der PPmP aus dem Jahre 2011 erscheint überhaupt keine Testbeschreibung. Stattdessen dominieren auch hier Arbeiten, die den Praktiker interessieren, wie die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion [28], die Bindungsforschung [29], die dialektisch behaviorale Therapie nach PTSD [30], die Psychotherapie chronischer Depressionen [24], die Arbeit über narzissische Störungen [25] und jene zur Parentifizierung [26] sowie eine Arbeit zur Resilienz im Arztberuf [27].
Nach der Analyse der Zitierungen und der Downloads scheint es den Herausgebern der PPmP gelungen zu sein, eine Balance zwischen den Anforderungen der Praktiker, die sich eher weiterbilden wollen und den Forschern, die sich über hochkarätige Forschungsergebnisse informieren wollen, zu wahren.
-
Literatur
- 1 Hinz A, Schwarz R. Angst und Depression in der Allgemeinbevölkerung. Psychother Psych Med 2001; 51: 193-200
- 2 Brähler E, Schumacher J, Brähler C. Erste gesamtdeutsche Normierung der Kurzform des Gießener Beschwerdebogens GBB-24. Psychother Psych Med 2000; 50: 14-21
- 3 Herschbach P. Das „Zufriedenheitsparadox“ in der Lebensqualitätsforschung. Psychother Psych Med 2011; 52: 141-150
- 4 Grande G, Jordan J, Kümmel M et al. Evaluation der deutschen Typ-D-Skala (DS14) und Prävalenz der Typ-D-Persönlichkeit bei kardiologischen und psychosomatischen Patienten sowie Gesunden. Psychother Psych Med 2004; 54: 413-422
- 5 Schumacher J, Wilz G, Gunzelmann T et al. Die Sense of Coherence Scale von Antonovsky. Psychother Psych Med 2000; 50: 472-482
- 6 Bohus M, Limberger MF, Frank U et al. Entwicklung der Borderline- Symptom-Liste. Psychother Psych Med 2001; 51: 201-2011
- 7 Michal M, Sann U, Niebecker M et al. Die Erfassung des Depersonalisations-Derealisations-Syndroms mit der deutschen Version der Cambridge Depersonalisation Scale (CDS). Psychother Psych Med 2004; 54: 367-374
- 8 Hinz A, Klaiberg A, Schumacher J et al. Zur psychometrischen Qualität des Lebensqualitätsfragebogens Nottingham Health Profile (NHP) in der Allgemeinbevölkerung. Psychother Psych Med 2003; 53: 353-358
- 9 Larisch M, Joksimovic L, von dem Knesebeck O et al. Berufliche Gratifikationskrisen und depressive Symptome. Psychother Psych Med 2003; 53: 223-228
- 10 Ravens-Sieberer U, Morfeld M, Stein REK et al. Der Familien-Belastungs-Fragebogen (FaBel-Fragebogen). Psychother Psych Med 2001; 53: 384-393
- 11 Wingenfeld K, Spitzer C, Mensebach C et al. Die deutsche Version des Childhood Trauma Questionnaire (CTQ): Erste Befunde zu den psychometrischen Kennwerten. Psychother Psych Med 2010; 60: 442-450
- 12 Petermann F, Nitkowski D. Selbstverletzendes Verhalten: Merkmale, Diagnostik und Risikofaktoren. Psychother Psych Med 2011; 61: 6-15
- 13 Michal M, Zwerenz R, Tschan R et al. Screening nach Depersonalisation-Derealisation mittels zweier Items der Cambridge Depersonalisation Scale. Psychother Psych Med 2010; 60: 175-179
- 14 Lahmann C, Henningsen P, Noll-Hussong M et al. Somatoforme Störungen. Psychother Psych Med 2010; 60: 227-233
- 15 Wölfling K, Müller KW, Beutel M. Reliabilität und Validität der Skala zum Computerspielverhalten (CSV-S). Psychother Psych Med 2011; 61: 216-224
- 16 Klein J, Frie Grosse K, Blum K et al. Berufliche Gratifikationskrisen, Job Strain und Burnout bei chirurgisch tätigen Krankenhausärzten. Psychother Psych Med 2010; 60: 374-379
- 17 Ritter K, Roepke S, Merkl A et al. Komorbiditäten bei Patienten mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung im Vergleich zu Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Psychother Psych Med 2010; 60: 14-24
- 18 Fischer HF, Tritt K, Klapp BF et al. Faktorstruktur und psychometrische Eigenschaften des ICD-10-Symptom-Rating (ISR) an Stichproben psychosomatischer Patienten. Psychother Psych Med 2010; 60: 307-315
- 19 Rockenbauch K, Geister C, Appel C. PatientInnenbeteiligung aus ÄrztInnensicht – eine qualitative Studie. Psychother Psych Med 2010; 60: 156-163
- 20 Dirmaier J, Krattenmacher T, Watzke B et al. Evidenzbasierte Behandlungselemente in der Rehabilitation von Patienten mit Depression – Eine Literaturübersicht. Psychother Psych Med 2010; 60: 83-97
- 21 Schock K, Rosner R, Wenk-Ansohn M et al. Retraumatisierung – Annäherung an eine Begriffsbestimmung. Psychother Psych Med 2010; 60: 243-249
- 22 Reuter K. Psychoonkologie: Stellenwert, Prinzipien und Behandlungsansätze. Psychother Psych Med 2010; 60: 486-497
- 23 Barnow S, Stopsack M, Ulrich I et al. Prävalenz und Familiarität von Persönlichkeitsstörungen in Deutschland: Ergebnisse der Greifswalder Familienstudie. Psychother Psych Med 2010; 60: 334-341
- 24 Klein JP, Steinlechner S, Sipos V et al. Psychotherapie chronischer Depression nach dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy(CBASP)-Konzept. Psychother Psych Med 2011; 61: 526-535
- 25 Allroggen M, Ludolph A.. Entwicklungspsychopathologie narzisstischer Störungen. Psychother Psych Med 2011; 61: 453-458
- 26 Schier K, Egle U, Nickel R et al. Parentifizierung in der Kindheit und psychische Störungen im Erwachsenenalter. Psychother Psych Med 2011; 61: 364-371
- 27 Zwack J, Abel C, Schweitzer J. Resilienz im Arztberuf – salutogenetische Praktiken und Einstellungsmuster erfahrener Ärzte. Psychother Psych Med 2011; 61: 495-502
- 28 Meibert P, Michalak J, Heidenreich T. Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion in der klinischen Anwendung. Psychother Psych Med 2011; 61: 328-332
- 29 Strauß B. Ergebnisse der klinischen Bindungsforschung mit Bedeutung für die Psychotherapie. Psychother Psych Med 2011; 61: 436-446
- 30 Bohus M, Dyer AS, Priebe K et al. Dialektisch Behaviorale Therapie für Posttraumatische Belastungsstörung nach sexualisierter Gewalt in der Kindheit und Jugend (DBT-PTSD). Psychother Psych Med 2011; 61: 140-147