Gesundheitswesen 2014; 76(08/09): 513-517
DOI: 10.1055/s-0034-1385861
Zur Diskussion
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plädoyer für eine Stärkung der klinischen Sozialmedizin

Sozialmedizinische Weiterbildung in Einrichtungen der AkutmedizinPlea for a Strengthening of Clinical Social MedicineTraining in Social Medicine in Acute Care Facilities
E. Simoes
1   Department für Frauengesundheit des Universitätsklinikums Tübingen
2   Stabsstelle Sozialmedizin des Universitätsklinikums Tübingen
,
J. G. Gostomzyk*
5   Landeszentrale für Gesundheit in Bayern
,
F. W. Schmahl
3   Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung Universitätsklinikum Tübingen
,
M. Bamberg
4   Universitätsklinikum Tübingen
,
S. Y. Brucker
1   Department für Frauengesundheit des Universitätsklinikums Tübingen
,
D. Wallwiener
1   Department für Frauengesundheit des Universitätsklinikums Tübingen
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. September 2014 (online)

Zusammenfassung

Die Sozialmedizin befasst sich in einer sich ständig verändernden Gesellschaft mit den sozialen und ökonomischen Bedingungen, die auf Gesundheit, Krankheit und die medizinische Versorgung Einfluss nehmen. Eine umfassende medizinische Versorgung benötigt daher Ärzte[1], die für ihre Patienten über die biomedizinischen Problemstellungen hinaus Krankheit im Kontext der sozialen Belange der einzelnen Person erkennen und systematisch in ihre Präventions-, Therapie- und Rehabilitationskonzepte einbringen.

Das System der sozialen Sicherung, insbesondere das Gesundheitssystem erfordert im medizinischen Handeln von Ärzten die Kompetenz, Pa­tienten zur bedarfsgerechten Inanspruchnahme von Leistungen aus dem System der sozialen Sicherung zu verhelfen. Nach der Weiterbildungsordnung für Ärzte umfasst die Zusatzweiterbildung „Sozialmedizin“ auch die „Bewertung von Art und Umfang gesundheitlicher Störungen und deren Einordnung in die Rahmenbedingungen der sozialen Sicherungssysteme“. Diese Bewertung ist eine Aufgabe der Medizinischen Dienste in den verschiedenen Zweigen der gesetzlichen Sozialversicherung. Sie wird in der Praxis auch von sozialmedizinisch tätigen Ärzten in Einrichtungen der Akutmedizin erbracht.

Abstract

Social medicine is concerned – in the midst of a constantly changing society – with the social and economic conditions that influence health, disease and medical care. A comprehensive medical care therefore requires medical doctors who, beyond the biomedical issues, realize diseases in the context of the social needs of the individual person and systematically include these in their prevention, treatment and rehabilitation concepts.

The system of social security, particularly the health care system, depends on medical doctors’ expertise in helping patients for the appropriate use of services from the system of social security. According to the German professional education regulations for doctors the additional specialization in “social medicine” also includes the competence for “assessment of the nature and extent of health disorders and their classification in the framework of social security systems”. This judgment is one part of the tasks of the Medical Services belonging to the various branches of the social security system. It is also provided in practice by medical doctors with competence in social medicine working in acute care facilities.

* Die beiden erstgenannten Autoren haben zu gleichen Teilen zur Publikation beigetragen.


1 Für eine bessere Lesbarkeit wird bei der Angabe von Personenbezeichnungen nur die männliche Sprachform verwendet.