Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 761-762
DOI: 10.1055/s-0039-1694657
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Trainings für Hausärzt*innen in zwei Methoden der Kurzberatung (5A und ABC) bei der Tabakentwöhnung: Prozessevaluation einer Pilotstudie

S Kastaun
1   Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
V Leve
1   Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
J Hildebrandt
1   Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
D Kotz
1   Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
2   Department of Behavioural Science and Health, University College London, London
3   Department of Family Medicine, CAPHRI School for Public Health and Primary Care, Maastricht University, Maastricht
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Nach der deutschen S3-Leitlinie zur Behandlung der Tabakabhängigkeit sollen Hausärzt*innen (HÄ) ihren rauchenden Patient*innen routinemäßig Rauchstoppberatungen anbieten. Dies wird derzeit unzureichend umgesetzt. Als eine Strategie zur verbesserten Umsetzung wurden zwei 3-stündige Trainings entwickelt, um HÄ in zwei verschiedenen Kurzberatungsmethoden (5A und ABC) zur Tabakentwöhnung zu trainieren. In einer Pilotstudie mit Prozessevaluation sollten die Trainings optimiert und den Bedürfnissen des hausärztlichen Praxisalltags angepasst werden.

Methode:

Beide Trainings beinhalten theoretische Elemente, „Peer-Coaching“ und praktische Rollenspielübungen mit professionellen Schauspielpatient*innen. Für die Pilotstudie wurden 14 HÄ aus Nordrhein-Westfalen (7♀, 7♂, 38 – 65 Jahre) in der 5A- oder der ABC-Kurzberatungsmethode trainiert, von denen sechs an problemorientierten Interviews zu ihren Erfahrungen mit der Intervention und der praktischen Umsetzbarkeit der Beratungsansätze teilnahmen. Die Interviews wurden wörtlich transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse:

Die Ausgewogenheit zwischen theoretischen, reflexiven und praktischen Elementen, die Standardisierung der Rollenspiele sowie formale Trainingsaspekte erfüllten hausärztliche Anforderungen an Weiterbildungen. Nach dem Training war die Motivation der HÄ Rauchstoppversuche zu unterstützen hoch, doch Effekte auf erfolgreiche Abstinenz wurden als eher gering eingeschätzt, was die Unsicherheit bezüglich der hausärztlichen Rolle in der Tabakentwöhnung widerspiegelt. „Peer-Feedback“ während der Rollenspiele wurde als hilfreich empfunden, Feedback durch Schauspielpatient*innen scheint die Patienten-Arzt-Beziehung nicht realistisch widerzugeben. Informationsmaterialien über regionale Tabakentwöhnungsprogramme zur Weitergabe an Patient*innen wurden gewünscht.

Diskussion:

Entsprechend dieser Ergebnisse wurden Trainingsinhalte/-materialien modifiziert: U.a. wurden Weiterbildungsziele ergänzt, um das Selbstverständnis der HÄ als Unterstützer/Auslöser von Rauchstoppversuchen zu stärken und die Last der Verantwortung für den Rauchstopperfolg zu reduzieren. Im Rahmen einer cluster-randomisierten, kontrollierten Studie wird aktuell die Effektivität beider Trainings hinsichtlich einer Steigerung der Kurzberatungsraten evaluiert.