Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie hoch die Akzeptanz von Impfungen
unter Ärzten ist und welche Faktoren die Impfakzeptanz determinieren. Die Arbeit beruht
auf Daten aus einem DFG-Projekt (Münchener Impfstudie 2001), in dessen Rahmen eine
Ärzte- und eine Elternbefragung durchgeführt wurde. Die Durchimpfungsraten der Patienten
der befragten Kinder- und Hausärzte werden den Ergebnissen zufolge vor allem durch
die Einstellungen des Arztes und die von ihm bei seinen Patienten wahrgenommenen Einstellungen
bestimmt. Demgegenüber haben Verhaltensfaktoren, wie z. B. das Verteilen von Informationsmaterial
oder die Beratungsdauer, einen verschwindend geringen Effekt. Maßnahmen zur Erhöhung
der Durchimpfungsrate sollten deshalb vor allem eine Veränderung von impfrelevanten
Einstellungen zum Ziel haben.
Abstract
This paper deals with the question whether physicians promote vaccinations among their
patients. Besides this, we analyse which determinants influence the acceptance of
vaccination among physicians. The investigations are based on data of a project granted
by the DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft; ”Munich Vaccination Study 2001”). Within
this study physicians as well as parents have been interviewed. The vaccination rate
of the physicians’ patients are influenced by attitudes of the physician and the attitudes
he/she believes his/her patients have, but not so much by aspects of his/her behaviour.
How many pamphlets and posters about vaccination are available in the doctors’ practice
or how long consultations about vaccination last on average has only marginal effects
on the rate of vaccination among the doctors’ patients. If it is a political aim to
enlarge vaccination rates steps should concentrate on changing relevant attitudes.
Schlüsselwörter
Durchimpfungsrate - Arzteinfluss - Einstellungen
Key words
Vaccination rate - physicians’ influence - attitudes
Literatur
- 1
Müller-Plettenberg B, Randow Rv.
Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln.
Deutsches Ärzteblatt 1995; 92; (41): 2705-2706.
- 2
Rothkopf-Ischebeck M.
Die Deutschen sind impfwillig: Repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Impfverhalten
Erwachsener.
InfFo 1995; IV.
17-19
- 3 Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Bundesministerium der Justiz
.Patientenrechte in Deutschland, Leitfaden für Patienten und Ärzte. Berlin. http://www.bmj.de/themen/medizin_und_recht/10
000 616/ vom 24.3.2003.
- 4
Wiesemann C.
Selbstbestimmte Patienten? - Die Nutznießer der Medizin und ihre Rechte.
Gesundheitswesen.
2001;
63
591-596
- 5
Hammer K, Rothkopf-Ischebeck M, Meixner M.
Aktuelle Impfstatuserhebung für Tetanus, Diphtherie und Poliomyelitis bei Erwachsenen.
InfFo.
1997;
I
35-37
- 6
Reiter S.
Expertentreffen Impfen im Robert Koch-Institut.
InfFo.
1997;
III
24-26
- 7
RKI .
Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten. Teil 5: Impfpräventable Krankheiten.
Epidemiologisches Bulletin.
1999;
19
139-143
- 8
Baum E, Donner-Banzhoff N, Piotrowski A. et al .
Impfstatus und -bereitschaft bei Patienten in Allgemeinpraxen.
Münch med Wschr.
1995;
137 (24)
36-38
- 9
RKI .
Zum Impfstatus im jüngeren Erwachsenenalter - Ergebnisse einer Erhebung bei Bundeswehr-Rekruten.
Epidemiologisches Bulletin.
1998;
40
281-284
- 10
RKI .
Überprüfen des Impfstatus und Schließen von Impflücken bei Schulkindern im Land Brandenburg.
Epidemiologisches Bulletin.
1998;
25
182
- 11
Seibt K, Schulz M, Hensel F J.
Meinungen und Einstellungen zum Thema Impfen bei niedergelassenen Ärzten, Offizinalapothekern
und ihrem Personal sowie aktueller Impfstatus dieser Gruppen.
Gesundheitswesen.
2000;
62
376-382
- 12 Jungbauer-Gans M, Kriwy P. Bildung und Gesundheitsvorsorge: Die Impfentscheidung. Diekmann
A, Voss T Rational Choice Theorie in den Sozialwissenschaften. Anwendungen und Probleme
(Festschrift für Rolf Ziegler) München; Oldenbourg 2003 (im Druck)
- 13
Wunderle W.
Impflücken in Bremen.
Bremer Ärztejournal.
1998;
3
14
- 14
Koch M A.
Impfen in Deutschland: Raum für Verbesserungen.
InfFo.
1996;
IV
19-20
- 15
Kahneman D, Tversky A.
Prospect theory: An analysis of decision under risk.
Econometrica.
1979;
47
263-291
1 Im Übrigen findet sich ein interessanter Interaktionseffekt zwischen der Verwendung
einer PC-gestützten Patientenkartei und dem Anteil der Patienten, die einzelne Impfungen
ablehnen: In Praxen, in denen eine PC-gestützte Patientenkartei verwendet wird, führen
hohe Anteile von Patienten, die einzelne Impfungen ablehnen, zu sehr geringen Durchimpfungsraten,
während geringe Anteile von impfskeptischen Patienten bei PC-Einsatz besonders hohe
Impfraten aufweisen. Offensichtlich verstärkt der PC-Einsatz die bestehende Tendenz
der Patienten (Werte nicht in der Tabelle dargestellt).
2 Betrachtet man alle Einflussfaktoren gleichzeitig in einer multiplen Regression,
dann bleiben die Einflüsse der Variablen mit der größten Erklärungskraft (R²) signifikant,
die anderen Effekte reduzieren sich aufgrund von Korrelationen zwischen den unabhängigen
Variablen. Die Erklärungskraft des Gesamtmodells beläuft sich auf fast 53 % der Varianz
der abhängigen Variable. Da die Zusammenhänge zwischen der Arzteinstellung und den
verschiedenen Randbedingungen beispielsweise nicht Thema dieses Beitrags sind, wird
auf eine ausführliche Darstellung dieser Ergebnisse verzichtet.
PD Dr. Monika Jungbauer-Gans
Fachbereich 6, Bergische Universität Wuppertal
Gaußstr. 20
42119 Wuppertal
eMail: jungbau@uni-wuppertal.de