Klin Monbl Augenheilkd 2015; 232(1): 72-78
DOI: 10.1055/s-0034-1383010
Klinische Studie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unterschiedliche Effekte der Trabektomoperation auf unterschiedliche Glaukomformen

Diverse Effectiveness of the Trabectome for Different Types of Glaucoma
J. P. Werth
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
C. Gesser
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
,
M. Klemm
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publikationsverlauf

eingereicht 01. April 2014

akzeptiert 08. Juli 2014

Publikationsdatum:
01. Oktober 2014 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Trabekulotomie ab interno (TAI) mittels Trabektom ist ein augendrucksenkender Eingriff, bei dem durch Elektroablation die Kollektorkanäle von der Vorderkammer aus freigelegt werden und so eine Abflussverbesserung erzielt wird. Die vorliegende prospektive Studie analysiert die Effektivität der TAI an 122 Augen über einen Nachbeobachtungszeitraum von 1 Jahr unter besonderer Berücksichtigung der verschiedenen Glaukomformen. Material und Methoden: Die OP-Indikation erfolgte bei ausgereizter Augentropfentherapie (AT-Therapie) und zugleich dekompensiertem Augendruck (IOD). Neben der Evaluation des Gesamtkollektivs erfolgte die Analyse der Subklassifikationen des Glaukoms. Das Verfahren wurde z. T. mit einer Katarakt-OP kombiniert und hinsichtlich der Effektivität mit der reinen Trabektom-OP verglichen. Unterschieden wurde zwischen einem absoluten (ohne drucksenkende Therapie) und einem relativen Erfolg (mit drucksenkender Therapie) für die Druckniveaus ≤ 21 mmHg, ≤ 18 mmHg, ≤ 15 mmHg und ≤ 12 mmHg. Die für diese Studie relevanten Messzeitpunkte fanden nach 6 sowie 12 Monaten statt. Ergebnisse: Bei einer Ausgangsdrucklage von 20,15 ± 7,1 mmHg konnte der IOD des Gesamtkollektivs auf anfangs 16,53 ± 5,89 mmHg und später 15,6 ± 4,45 mmHg gesenkt werden. Sowohl bei der Halbjahreswertung als auch bei der Jahresbilanz befanden sich fast 90 % der Patienten, die keine Medikation benötigten, in einem Druckbereich von ≤ 18 mmHg. Patienten mit einem relativen OP-Erfolg lagen bei beiden Messzeitpunkten zu etwa 75 % in einem Druckbereich von ≤ 18 mmHg – bei 50 % lag der IOD sogar ≤ 15 mmHg. In Bezug auf die Glaukomsubpopulationen wiesen Patienten mit Sekundärglaukom eine Drucksenkung von 36 % auf. Beim POWG und dysgenetischen Glaukom konnte eine ca. 20 %ige Drucksenkung erzielt werden. Bei beiden OP-Varianten war eine signifikante Drucksenkung erzielt worden. Der erzielte IOD lag beim Standardeingriff bei 15,37 ± 4,04 mmHg und damit knapp 1 mmHg niedriger als bei der kombinierten OP. Dies war zugleich mit einer signifikanten AT-Reduktion möglich. Bei der Hälfte aller operierten Augen war postoperativ kein oder maximal 1 Präparat notwendig. Schlussfolgerung: Die Trabektom-OP ermöglicht eine signifikante IOD-Senkung bis zu 36 % und erweist sich als besonders effektiv beim Sekundärglaukom. Anhand unserer Ergebnisse kann bei POWG und dysgenetischer Komponente eine moderate Drucksenkung um ca. 20 % erwartet werden. Die AT-Menge kann um ca. 42 % signifikant reduziert werden. In etwa der Hälfte der Fälle ist nach einem Jahr maximal 1 AT notwendig. Die OP-Technik ist mit einer Katarakt-OP kombinierbar und lässt die Option zu einem späteren filtrierenden Eingriff offen.

Abstract

Purpose: Ab interno trabeculotomy using the trabectome device is a intraocular pressure (IOP) decreasing operation by ablation of the trabecular meshwork and the inner wall of Schlemmʼs channel. This prospective study analyses the effectiveness of the trabectome operation in 122 patients. Patients and Methods: The operation was conducted when topical medication was maxed out with the intraocular pressure (IOP) remaining above the desired target range. In addition to the evaluation of the whole study group further analysis concerned the effectiveness of the trabectome in different subclassifications of glaucoma. In some cases the procedure was combined with cataract surgery and subsequently the results were compared to the plain trabectome OP. The results were split into two groups: “complete success“ (without postoperative medication) and ”qualified success” (with medication). The evaluation was processed for the IOP levels ≤ 21 mmHg, ≤ 18 mmHg, ≤ 15 mmHg und ≤ 12 mmHg. Follow-up dates were 6 and 12 months after surgery. Results: Baseline IOP was 20.15 ± 7.1 mmHg. After 6 months the average IOP of all patients was 16.53 ± 5.89 mmHg, after 12 months the IOP amounted to 15.6 ± 4.45 mmHg. At both follow-ups approximately 90 % of the “complete success” group exhibited an IOP ≤ 18 mmHg. Also at both follow-ups 75 % of the “qualified success” group achieved a range ≤ 18 mmHg – whereas 50 % gained an IOP ≤ 15 mmHg. In secondary glaucoma an IOP decrease of 36 % was achieved. In open-angle glaucomas and those with dysgenetic altered angles the operation evoked a pressure loss of ca. 20 %. The trabectome-only group as well as the group of combined surgery exhibited a significant lowering of IOP. This was accomplished by a significant reduction of eye drops. After surgery nearly half of all patients required none or 1 eye drop at most. Conclusion: The trabectome offers a safe and significant lowering of IOP for around 36 % and seems to be very effective in secondary glaucomas. In dysgenetic alterations and open-angle glaucoma a moderate lowering of IOP (ca. 20 %) may be expected. The amount of eye drops can be reduced for about 42 %. After surgery every second patient requires at most 1 eye drop. The technique can be combined with cataract surgery and permits a penetrating operation at a later date.