Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31(3): 120-125
DOI: 10.1055/s-2006-932639
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährungstherapeutische Beratung bei Patientinnen mit Anorexie, Bulimie oder deren Mischform

Food-Therapeutic Consultation of Patients with Anorexia, Bulimia or Mixed FormM.  Mauch1 , S.  Iff1 , P.  Teuscher1 , A.-B.  Sterchi1 , Z.  Stanga1
  • 1Poliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung/Ernährungsberatung, Universitätsspital, Bern, Schweiz
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 May 2006 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Ziel unserer Studie war, den Einfluss der ernährungstherapeutischen Beratung auf das Essverhalten von Patientinnen mit Essstörung zu untersuchen. Zudem interessierte uns, welche Verbesserungen in der Ernährung und in der Lebensqualität resultierten. Material und Methodik: 43 Patientinnen mit Anorexie, Bulimie oder Mischform wurden ernährungstherapeutisch begleitet. Am Anfang und am Schluss der Beratungszeit wurde die Therapie mittels Fragebogen evaluiert. Die Fragebögen beinhalteten eine Kurzmethode zur Charakterisierung des Ernährungsmusters. Ergänzend wurde die Mahlzeitenverteilung differenziert untersucht und das Essverhalten mittels Fragebogen zum Essverhalten analysiert. Die Ernährungstherapeutische Beratung gliederte sich in Sitzungen im Abstand von zwei bis fünf Wochen über einen Zeitraum von sechs Monaten. Wir arbeiteten mit dem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Konzept, in dem je nach dem Vermögen der Patientinnen Therapieschritte gemeinsam formuliert und umgesetzt wurden. Ergebnisse: Zwölf Patientinnen (28 %) beendeten die ernährungstherapeutische Beratung. Insgesamt verbesserte sich die Ernährung qualitativ und quantitativ. Die Mahlzeiten waren besser über den Tag verteilt und die Nahrungsmittelauswahl wurde breiter. Damit verbunden reduzierten sich die Essanfälle und die Brechattacken. Der Schlaf, die Verdauung und die Menstruation normalisierten sich. Der Body-Mass-Index der Anorektikerinnen steigerte sich von 17 auf 18 kg/m2 und die Mangelernährung konnte reduziert werden. Im Essverhalten reduzierten sich die Kontrolle, die Störbarkeit und die erlebten Hungergefühle. Schlussfolgerung: Insgesamt zeigt unsere Untersuchung, dass die ernährungstherapeutische Beratung als Teil der interdisziplinären professionellen Therapie einen wichtigen Beitrag leistet und die Patientinnen ihre Ernährung und ihr Essverhalten erfolgreich und nachhaltig verbessern können.

Abstract

Aim of study: The purpose of our study was to examine the influence of the food-therapeutic consultation on the eating behavior of patients with eating disturbance. Besides, it interested to us which improvement resulted in the daily nutrition and in the quality of life. Material and Methods: 43 patients with anorexia, bulimia or a mixed were included. At the beginning and at the end the therapy was evaluated by questionnaires. We used a short method of the characterization of the food pattern. In addition the meal distribution was examined and the eating behavior was checked by a questionnaire. The food-therapeutic consultation was made up of meetings in the distance of two to five weeks for a period of six months. We worked with the cognitive-behavioral-therapeutic draft in which after the property of the patients therapy steps were formulated together and were moved. Results: Twelve patients (28 %) finished the food-therapeutic consultation. All together the nutrition improved qualitatively and quantitatively. The meals were better distributed during the day and the food choice became broader. Linked with that, the eating attacks and the attacks of vomiting decreased. The sleep, the digestion and the menstruation returned to normal. The body mass index of the patients with anorexia increased from 17 to 18 kg/m2 and the malnutrition could be reduced. In the eating behavior questionnaire the control, the disruptability and the experienced hunger feelings decreased. Conclusion: Our investigation shows that the food-therapeutic consultation has an important contribution as a part of the interdisciplinary professional therapy and the patients can improve their food and their eating behavior successfully and with lasting effect.

Literatur

  • 1 Winkler G, Döring A. Kurzmethoden zur Charakterisierung des Ernährungsmusters: Einsatz und Auswertung eines Food-Frequency-Fragebogens.  Ernährungs-Umschau. 1995;  42 289-291
  • 2 Winkler G, Döring A. Validation of a short qualitative food frequency list used in several German large scale surveys.  Z Ernährungswiss. 1998;  37 234-241
  • 3 Pudel V, Westenhöfer J. Fragebogen zum Essverhalten (FEV). Göttingen; Verlag für Psychologie Dr. C. J. Hogrefe 1989
  • 4 Jacobi C, Thiel A, Paul T. Kognitive Verhaltenstherapie bei Anorexia und Bulimia nervosa. ISBN 3-621-27443-X. Verlag: BeltzPVU 2000
  • 5 Keys A, Brozek J, Henschel A. The Biolog y of Human Starvation. Minneapolis; University of Minnesota Press 1950
  • 6 Mitchell J E. A review of the controlled trials of psychotherapy for bulimia nervosa.  J Psychosom Res. 1991;  35 23-31

Dr. med. Z. Stanga

Leiter Klinisches Ernährungsteam · Poliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung · Universitätsspital

3010 Bern · Schweiz

Phone: 0041/31/632 42 46

Fax: 0041/31/382 43 60

Email: zeno.stanga@insel.ch

    >