Klin Monbl Augenheilkd 1988; 193(7): 39-43
DOI: 10.1055/s-2008-1050220
© 1988 F. Enke Verlag Stuttgart

Videofluoreszenzangiographische Verlaufsbeobachtungen bei Patienten mit retinalem Stase-Syndrom

Video-Fluorescein Angiography in Patients with Retinal Stasis SyndromeS. Wolf1 , B. Bertram1 , F. Jung2 , H. Kiesewetter2 , C. Teping1 , M. Reim1
  • 1Abt. Augenheilkunde der Med. Fak. der RWTH Aachen (Vorstand: Prof. Dr. M. Reim)
  • 2Abt. für klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar (Direktor: Prof. Dr. E. Wenzel)
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Publication History

Manuskript erstmals eingereicht 28.10.1987

zur Publikation in der vorliegenden Form angenommen 24.11.1987

Publication Date:
11 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei 44 Patienten mit akutem retinalem Stase-Syndrom wurde die retinale Durchblutung mit Hilfe der Video-Fluoreszenzangiographie gemessen. Gegenüber einer Kontrollgruppe ließ sich eine signifikant verlängerte arterio-venöse Passagezeit (AVP) und verringerte Farbstoffbolusgeschwindigkeit (FBG) und damit eine schlechte retinale Hämodynamik feststellen. Die Therapie war nicht einheitlich. Meist wurde eine iso- oder hypervolämische Hämodilution, in 3 Fällen eine Fibrinolyse vorgenommen. Bei 35 von 44 Patienten (80%) verbesserten sich unter der Behandlung die AVP und die FBG und blieben im weiteren Verlauf auf gleichem Niveau. Eine völlige Normalisierung der AVP und der FBG konnte bei keinem Patienten beobachtet werden. 9 Patienten erlitten während der Behandlung eine Visusverschlechterung von 2 und mehr Visusstufen. Bei 7 (16%) von ihnen bildete sich eine hämorrhagische Infarzierung der Netzhaut aus. Zur gleichen Zeit konnte bei diesen 7 Patienten ein signifikanter Anstieg der arterio-venösen Passagezeit gemessen werden. Diese neu eingetretene Verlängerung der AVP gegenüber Vorbefunden kann als ein Zeichen für eine erneute Störung des venösen Abflusses gewertet werden. Aufgrund unserer Beobachtungen sollten Patienten mit retinalem Stase-Syndrom über mehrere Monate kontrolliert werden, um durch eine rechtzeitig eingeleitete Therapie (Hämodilution, Fibrinolyse, Laserkoagulation) bei diesen Patienten einen Übergang in die hämorrhagische Zentralvenenthrombose zu verhindern.

Summary

Forty-four patients were examined by video-fluorescein angiography. With the onset of the first symptoms a significant decrease in retinal blood flow was determined by prolonged arteriovenous passage time (AVP) and diminution of mean dye bolus velocity (MDV). No correlation could be found between the extent of impeded retinal perfusion in the acute phase and the severity of the clinical appearance. In 35 of the 44 patients a favorable clinical course was observed. An initially markedly reduced retinal perfusion improved under treatment by isovolemic or hypervolemic hemodilution, fibrinolysis, and panretinal laser coagulation, and remained stationary during the further course of time. Complete normalization of the AVP and the MDV could not be found in any of these patients. Sixteen percent of the patients with retinal stasis syndrome developed hemorrhagic central venous thrombosis. In the authors' opinion videoangiographic follow-up of patients with retinal stasis syndrome is essential for early detection of further-reduced retinal perfusion. It may thus be possible to prevent the transition to hemorrhagic central retinal vein occlusion in these cases by early treatment.

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