Gesundheitswesen 2016; 78(12): 808-813
DOI: 10.1055/s-0042-121251
Praxisbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten in 2015 – Evaluation einer Ambulanz für Geflüchtete in einer Kölner Notunterkunft (Kölner Modell)

Health care of refugees in 2015 - Evaluation of an ambulance for refugees in a Cologne emergency accommodation (Cologne Model)
H. S. Borgschulte
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln
2   Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Med. Fak. der RWTH Aachen
,
A. Bunte
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln
,
F. Neuhann
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln
3   Institut für Public Health, Universitätsklinikum Heidelberg
,
L. T. Weber
4   Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln
,
G. A. Wiesmüller
1   Gesundheitsamt der Stadt Köln
2   Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Med. Fak. der RWTH Aachen
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Publication Date:
22 December 2016 (online)

Zusammenfassung

Der Zugang zu medizinischer Versorgung stellt ein Kernelement in der Betreuung von Geflüchteten und Asylbewerbern dar und sollte daher barrierearm gewährleistet werden. In der Praxis herrschen jedoch meist zahlreiche Zugangsbarrieren vor und der erste Kontakt mit dem deutschen Gesundheitssystem findet in Form einer verpflichtenden Untersuchung zum Ausschluss von Infektionskrankheiten statt. Neben der Einführung von Krankenversichertenkarten für Geflüchtete stellen mehrfach wöchentlich angebotene Sprechstunden in den kommunalen Notunterkünften eine Möglichkeiten zur verbesserten Notfallversorgung und eine Brücke zur Integration in das Regelversorgungssystem dar. Dieses Angebot ist als unabhängig von der nach §+62 Asylgesetz (AsylG) verpflichtenden Erstuntersuchung anzusehen [1]. Folgend wird die Evaluation des ersten Jahres einer solchen Ambulanz präsentiert.

Abstract

Access to medical care is a core element in the care of refugees and asylum seekers, and should therefore be guaranteed in a barrier-free way. In practice, there are usually numerous access barriers and the first contact with the German Health Care System takes place in form of a statutory examination to exclude infectious diseases. In addition to the introduction of health insurance cards for refugees, an offer of medical consultation for several hours a week in the municipal emergency accommodations provides an opportunity for low threshold access to primary care and a bridging function to the integration into the regular health care system. This offer is independent of the obligatory initial examination according to § 62 Asylum Law (AsylG) [1]. The evaluation of the first year of such a health care center is presented.

 
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